EYES WIDE SHUT von Stanley Kubrick
(Filmdrehbuch und Regie ) nach der Traumnovelle von Arthur Schnitzler
Eine Betrachtung der Novelle und dem
dazugeh�renden Filmdrehbuch
ENTSTEHUNG DER WERKE:
1. Die Novelle*:
Arthur Schnitzlers klassisch gebaute Traumnovelle erschien im
Jahre 1926 und geh�rt zur Weltliteratur. Der Impressionist setzt sich darin in
literarischer Form mit der Tiefenpsychologie Sigmund Freuds auseinander. Beide
lebten in Wien und Wien ist auch der Ort der Handlung.
Arthur Schnitzler wurde 1862 in Wien geboren, absolvierte zun�chst
erfolgreich ein Medizinstudium, bevor er 1888 das erste B�hnenmanuskript und
1895 das erste Buch �Sterben� ablieferte.
1931 starb er in seiner Heimatstadt Wien.
2. Das Filmdrehbuch**:
Stanley Kubrick verlegt den Schauplatz des Films �Eyes Wide Shut�
in das heutige New York. Er wandelt damit die literarische Form in Dialoge und
gibt dem erotisch bestimmten Erleben, den sexuellen Phantasien und W�nschen des
�rzteehepaares eine bildliche Ausdrucksform. Stanley Kubrick schuf nach 3
Jahren Drehzeit ein Meisterwerk �ber die Abgr�nde der menschlichen Seele.
1. Artur Schnitzlers Traumnovelle*:
Das Ehepaar Fridolin und Albertine brechen zu ihrem ersten
Ballfest in diesem Jahr im Hause Ziegler auf. Dem Kinderm�dchen ihrer Tochter
hinterlassen sie die Adresse. Fridolin trifft dort einen Studienkollegen
Nachtigall. Dieser hat sein Studium abgebrochen und ist dort als Pianist t�tig.
Fridolin wird als Arzt vom Gastgeber gebeten sich um eine
rauschgiftsichts�chtige, nackte, blonde Sch�nheit zu k�mmern.
Fridolin genie�t ein angeregtes Gespr�ch mit zwei h�bschen, jungen
Damen, die sich an ihn heranmachen, w�hrend sich Albertine beim Tanz - nach
einigen Gl�sern Sekt - mit einem graumelierten Herrn sexuellen Phantasien hingibt,
die dieser mit Charme in ihr ausl�st.
Zu Hause lassen sie ihrer Erotik freien Lauf . Sie sprechen so
enthemmt �ber ihre sexuellen Phantasien, da� das Gespr�ch in einem Streit
endet, da es Fridolin nicht verkraften kann das Albertine ihm freim�tig erz�hlt
ihn und ihre Tochter einem d�nischen Seeoffizier zu liebe h�tte verlassen
wollen. Fridolin verl�sst die Wohnung weil er zu einer Visite gerufen wird. Die
Tochter eines Patienten hat ihn angerufen, weil ihr Vater im Sterben liegt. Im
Sterbezimmer gesteht sie ihm ihre Liebe. Er wehrt ab mit dem Hinweis, dass ihre
Gef�hle durch den Tod ihres Vaters aufgew�hlt seien. Beendet wird die f�r ihn
peinliche Situation als es l�utet und ihr Verlobter eintritt. Friedolin
verabschiedete sich und lobt sie f�r die aufopfernde Pflege und betont, wie
sehr sie von ihrem verstorbenen Vater gesch�tzt wurde. Anschlie�end irrt er
durch die Stra�en und es lassen ihn die Vorstellungen �ber die geistige Untreue
seiner Frau nicht los. Nach einem harmlosen Kontakt mit einer Prostituieren in
ihrer Wohnung trifft er erneut seinen Studienkollegen, der als Pianist in einer
Bar spielt. Fridolin schlie�t sich Nachtigall an, der ihm er�ffnet um 2 Uhr bei
einer bei einer Gesellschaft die Sexorgien pflegt als Klavierspieler
verpflichtet zu sein. Fridolin erscheint dort mit dem vorgeschriebenen Domino
und venezianischer Maske, und er erlangt durch das ihm durch Nachtigall
bekannte Passwort zutritt. Er wird jedoch im Laufe der Nacht von der
Gesellschaft entlarvt und entgeht nur deshalb seiner Strafe, weil die blonde
Sch�ne vom Ballfest im Hause Ziegler, die Strafe auf sich nimmt. Fridolin ist
frei, jedoch wird er au�erhalb der Stadt aus einer Kutsche geworfen. -
Als Fridolin schlie�lich nach Hause kommt findet er seine Frau
unruhig schlafend vor. Albertine lacht im Traum lauthals auf. Fridolin weckt
sie auf und sie erz�hlt ihm nach einigem z�gern den Traum, der sie sichtlich
erschreckt hat und die Abgr�nde ihrer Seele widerspiegelt: �Wir flogen
gemeinsam durch einen Wald. Auf einer Waldlichtung, die auf einer Seite durch
eine Felswand begrenzt war liebten wir uns sehr. Als wir uns ankleiden wollten,
waren unsere Kleider weg. Ein Entsetzen ohnegleichen erfasste mich, brennende
Scham bis zur inneren Vernichtung, zugleich Zorn gegen dich, als w�rst du
allein an allem Schuld .Nackt wie du warst gingst du in die Stadt um Kleider zu
kaufen. Als du eine Weile weg warst kam ein Mann - er sah aus wie jener
d�nische Seeoffizier von dem ich dir erz�hlte - vom Wald auf die Lichtung,
gr��te mich, schaute gegen die Felswand und verschwand auf der anderen Seite im
Wald. Ich konnte ihn und dich gleichzeitig sehen. Er ging um die Welt und kam
bald wieder auf die Lichtung, w�hrend du gerade ein Kleid, Schuhe und Schmuck
f�r mich kauftest. Bald befand ich mich auf einer anderen bl�henden Wiese mit
dem D�nen, wo auch viele anderen Paare waren, die sich liebten und ich wei�
nicht, ob ich nur ihm geh�rte oder vielen anderen auch. Ich sah, wie du nackt
in der Stadt festgenommen wurdest und standest bald der Landesf�rstin
gegen�ber, die dir deine Strafe erlassen wollte, solltest du ihr Geliebter
werden. Du lehntest ab und wurdest in einem Keller ausgepeitscht. Das Blut rann
in Str�men von dir herab und ich empfand keinerlei Mitleid mit dir. Dann bot
dir die F�rstin ihr Diadem an als Zeichen, dass du der Landesf�rst sein
solltest. Du lehntest erneut ab, weil du mir treu sein wolltest. Da standest du
am Wiesenrand und brachtest mir alles wessen ich bedurfte: Kleider, Schuhe,
Schmuck. Ich fand dein handeln l�cherlich und t�richt. Wir schwebten
aufeinander zu, verfehlten uns und ich wollte, dass du mich wenigstens h�ren
solltest w�hrend sie dich ans Kreuz schlugen. So lachte ich und wachte auf.
In diesem Augenblick glaubt Fridolin seine Frau tiefer zu hassen
als er sie je geliebt hatte. Friedolin den das Erlebte nicht locker l�sst, will
mit Nachtigall Kontakt aufnehmen, erf�hrt jedoch, dass er bei Nacht und Nebel
Wien unfreiwillig verlassen habe.
Nun versucht Fridolin das Haus in dem die Sexorgie stattgefunden hat zu finden, dabei wird ihm ein Brief mit der Drohung seine Nachforschungen einzustellen �bergeben.
Am Abend liest er in der Tageszeitung vom Tod einer
Rauschgifts�chtigen Baronin, die in ihrem Hotelzimmer bewusstlos aufgefunden
worden ist.
In der gleichen Nacht geht er der Zeitungsnotiz nach und findet
die blonde Sch�ne im Leichenschauhaus. �berw�ltigt von der Zuneigung und der
Sch�nheit der Toten k�sst er sie in einer Verwirrung der Gef�hle im Beisein
eines Assistenten.
Als er nach Hause kommt schl�ft Albertine, neben ihr auf seinem
Kopfkissen liegt die Maske die er in der vorigen Nacht getragen hat. Nun ist
ihm klar, dass Albertine mancherlei ahnt.
Er erz�hlte ihr seine Erlebnisse der letzten Nacht, die ihm im
Vergleich zu ihrem Traum harmlos erschienen. � Und kein Traum, seufzte er
leise, ist v�llig Traum. Sie nahm seinen Kopf und bettete ihn innig an ihre
Brust. Nun sind wir wohl erwacht, sagte sie. Er wollte etwas sagen, doch sie
legte einen Finger auf seine Lippen und fl�sterte:� Niemals in die Zukunft
fragen.�
2. Das Filmdrehbuch wurde von
Stanley Kubrick verfasst**.
Er wird 1928 in New York als Sohn eines j�dischen Arztes geboren.
Zun�chst arbeit er f�r die Zeitschrift �Look� als Fotograph bevor er sich dem
Film zuwendet. Sein Werk umfasst Filme wie �Spartacus� und viele mehr. Er starb
kurz nach Fertigstellung seines letzten Filmes Eyes Wide Shut am 7. 3. 1999 in
seiner Wahlheimat England.
Der Film ist eine Adaptierung der
Schnitzlerschen Traumnovelle ins New York der Gegenwart. Er ist
ein erotisches Meisterwerk. Stanley Kubrick hat als Autor und Regisseur
gro�artige Visionen der Verfallenheit geschaffen.
Die Hauptpersonen der Handlung sind im Film das Ehepaar Harford, Bill Arzt (er besitzt eine eigene Praxis und arbeitet nicht im Krankenhaus wie in der Novelle) und Alice Antiquit�tenh�ndlerin. Ist in der Novelle ein Schauplatz der Handlung die gut b�rgerliche Umgebung des �rzteviertels in Wien, so ist es in Manhattan ein perfekt gestyltes Hihgclass - Apartment.
Die Nebenakteure sind den Orten des Geschehens und der Zeit
angepasst.
Die Handlung ist auf das Medium Film adaptiert worden.
Das hei�t, dass der Fortgang der Handlung nur durch Dialoge und
Bilder m�glich ist. Dies macht es notwendig zus�tzliche Szenen einzuf�hren um
den Handlungsablauf zu verdeutlichen.
z.B.: Eine wichtige Szene die hinzugef�gt worden ist, ist
diejenige, dass Herr Ziegler gegen Schlu� des Films Bill �ber das Aufkl�rt was
nach seinem unfreiwilligem Verlassen in der geschlossenen Gesellschaft
geschehen ist. N�mlich gar nichts. Die Aussage, dass sie die Strafe auf sich
nehme und deshalb ermordet worden ist, wie Fridolin glaubt, ist nur get�tigt
worden um ihn zu erschrecken, damit er keine Nachforschungen nach den an der
Orgie teilnehmenden Personen anstellt. Die Ex- Sch�nheitsk�nigin, in der
Novelle eine Baronin, hat sich mit einer �berdosis Rauschgift selbst
umgebracht.
Der Traum von Alice �ber ihr sexuelles und perverses Selenleben
ist in der Einleitung und im Schluss abge�ndert. In der Novelle befinden sie
sich am Beginn des Traumes in einer Waldlichtung, im Film jedoch in einer
menschenleeren Stadt. Im Film sieht sowohl Alice als auch Bill was der andere
macht -in der Novelle sieht nur sie was er macht.
Am Schlu� des Traumes wird Bill nicht ans Kreuz geschlagen wie es
in der Novelle geschieht, sondern sie lacht lauthals �ber seine Erregung �ber
Ihr sexuelles Tun.
GEDANKEN ZU DEN WERKEN:
Trotz verschiedener Zeitpunkte und Orte der Handlung bleiben die Menschen in ihren Empfindungen, Gef�hlen und Reaktionen gleich. Dies l��t erkennen, dass es sich um ein zeitloses Thema handelt. Die Menschen sind eben tiefenpsychologisch richtig gezeichnet . � Unterschiede sind lediglich im Ausdruck der Sprache, in der Wortwahl; in der Nationalit�t der Personen; den technischen Gegebenheiten wie Pferdekutschen in der Novelle -- Autos und Handies im Film, zu erkennen. Die Charaktere sind im Wesentlichen die gleichen. Um dies zu veranschaulichen eine Leseprobe vom gleichen Abschnitt aus beiden Werken: Novelle Seite 12 bis 14 --
Filmdrehbuch Seite 117 bis 123.
ZUR ENTSTEHUNG DES FILMS:
Die Filmrechte waren schon seit �ber 30 Jahre gesichert. �ber 65
Millionen Dollar wurden in den fast 3 Jahren Drehzeit aufgewandt. In dem Ehepaar
Cruise/Kidman fand der Filmdrehbuchautor und Regisseur die Starbesetzung seiner
Vorstellung.
Nicole Kidman �ber ihre Gef�hle zu
Film:
Das Gef�hl, in Eyes Wide Shut jemand anderen als den eigenen Mann
zu begehren, war hart. Nach und nach konnte ich damit umgehen. Ich wu�te gar
nicht, welche Phantasien in mir schlummern. M�nner und Frauen sind
diesbez�glich verschieden � wenn ich einen sexuellen Wunsch habe, hei�t das
noch lange nicht, da� ich ihn auch in der Wirklichkeit ausleben m�chte. Ich m�chte
einfach nur dar�ber reden, mich in diese Situation hineindenken,
hineinversetzen, sie ausbauen, mit meiner Phantasie an die Grenzen der Lust
gehen. Tom hingegen geht immer gleich aufs Ganze. Er sagt dann immer: �Wenn ich
erregt bin, mu� ich deinen K�rper f�hlen.� Irgendwie bin ich viel romantischer
als mein Mann.