Berühr mich wirklich – wünschen wir uns das nicht alle?

Wir sind so programmiert. Funktionieren einfach. Müssen funktionieren. Anstrengende Jobs, anstrengende Partner, anstrengende Lebensumstände. Denken wir!
Dann wenn wir uns vornehmen Sex zu haben, an dem dafür vorgestellten Tag, Abend, also auch schon wieder vorher geplant, wie alles was wir so tun, wollen wir auch funktionieren.

An diesem Abend, wollen wir den Mega-Orgasmus, der Partner soll Mega-Sexy, Mega-Geil, Mega-Empfänglich, Mega-erotisch sein und all unsere Wünsche, die wir jetzt, auf diesen Abend fokusiert haben, erfüllen.

Klappt natürlich nicht. Kann gar nicht klappen. Wenn Spontanität und Gefühl eigentlich gar nicht mehr beteiligt sein dürfen, weil ja alles einfach klappen muss.

Kann man Sex einfach immer praktizieren? Manchmal, aber nicht immer. Es ist wahrscheinlich kontraproduktiv, dass ich das hier schreibe, ich sollte lieber den Mega-Orgasmus versprechen, bei jeden Encounter mit mir, ja- das wünsche ich mir auch,  aber es gehört eben mehr dazu.

Die Erwartungen sind schon mal nicht gut. Weil sie uns ganz viel verschliessen, ganz viel Spontanität wegnehmen.  Ich persönlich glaube nicht, dass man Sex beliebig praktizieren kann. Weil ich mehr will. Das ist nur meine Meinung, meine Erfahrung und muss sich nicht mit der der Männer decken. Ich ticke nunmal anderst.

Irgendwann habe ich mal gelesen, dass Liebe sehr viel mehr ist als eine Begegnung zweier Körper, es ist eine Umarmung von Körper und Seele zugleich.

Ja, aber Sex hat nichts mit Liebe zu tun… so denken wir. Stimmt aber nicht. Sex hat immer, ein klein wenig zumindest mit Liebe zu tun, deshalb auch die Begriffe wie „to make Love“ oder Liebe machen, „fare Amore“ etc… und nicht so schlimme Begriffe wie bei uns in Deutschland „miteinander schlafen“….. huhhhh.

Wenn ich Sex habe, will ich Liebe machen, was nicht heisst, dass es damit gleichzeitig, alle Leidenschaft, Anspannung, tierische, triebhafte Körperlichkeit ausschliesst und nur romantisch und lieb sein soll.

Nein, im Gegenteil. Es ist viel komplexer und ist deswegen nicht nach 10 Minuten fertig und am nächsten Tag vergessen.

Ein Mensch der sein Leben intensiv lebt und auch noch geniesst, geniesst die ganze Zeit, auch ohne Sex. Wenn er dann Sex hat, geschieht das aus dem Ueberfluss heraus. Das ist wohl der Idealzustand. Anstreben kann man ihn ja.   Wie bei einem Glas Wein, das solange gefüllt wird, bis es überläuft.  Unausweichlich wie die körperliche Vereinigung, weil der Mensch in diesem Augenblick den Ruf des Lebens annimmt, weil er dann – und nur dann – fähig ist, loszulassen, vom Funktionieren müssen, fähig ist, loszulassen, die Kontrolle aufzugeben.
Bei der körperlichen Liebe liegt die Kunst in der Kontrolle und im Kontrollverlust!!

2 Gedanken zu „Berühr mich wirklich – wünschen wir uns das nicht alle?

  1. Ich hatte vor kurzen ein sehr intensives Erlebnis. Kurz nachdenken was es sein könnte! Kommt eh, keiner drauf. Das ist viel zu einfach.

    Mir legte eine Kollegin die Hand auf den Rücken als Zeichen das sie zu dem Thema voll hinter mir steht. Ich spürte diese Hand noch fast eine halbe Stunde. Es ging um Berührung und nicht um Sex.

    Verblendet von Mega, Super und den ganzen Superlativen aus der Boulevard Presse haben wir wohl viel von unserem Instinkt verloren, der uns sicher durch unser Leben führt. Wir wollen das ultimative und zwar jetzt und zum Discount Preis gleich noch mal 50% mehr.

    Die Hand auf dem Rücken legen. Welch kleine Geste, die meine Seele berührt hat.

    Gerade oder besonders in der Liebe ist es für mich erfüllender zu geben als mich selbst an der Frau zu befriedigen. Klingt komisch?

    Ich hatte mal einen Orgasmus verschenkt. Einfach dafür sorgen, das Sie einen Orgasmus hat. Ohne eine Erwartung für mich. Ohne das Recht einzufordern, das ich mir ihr Sex habe, nein noch besser. Ich hatte klar gestellt „…nur du! Ich auf keinen Fall. Ich will Deine Ekstase sehen, will sehen wie deine Spannung weicht, will sehen und spüren wir du langsam in den Schlaf gleitest“. Was für ein intensives, bemerkenswertes Erlebnis. …und was für ein Feuerwerk bei nächsten mal…

  2. Hi Askme,

    ist mir klar! Dir anscheinend nicht. Ein so intensiver Mensch wie Du, das merkt man in all Deinen Worten und ich sage jetzt mal, wahrscheinlich auch sehr empfänglich für Berührungen aller Art.

    Eintauchen in Berührungen, sie bewusst wahrzunehmen, das tun vielleicht viel mehr Menschen als wir denken. Nur Du – bist Dir darüber sehr bewusst.
    Kimi

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