Veröffentlich für „Askme“ – Gedanken die nachdenklich machen

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 Ein wohl nachhaltiger Eindruck des Buches „das sexuelle Leben der Catherine M“, geschildert und veröffentlicht mit Erlaubnis für und von Askme.

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Lange Zeit hatte ich keinen Zugang zu Büchern mit eher erotischem Inhalt. Als
ich 18/19 Jahre alt war, hatte ich Balzac und Zola und somit auch Nana
gelesen. Die Schreibweise als auch die Einbettung in eine Zeit des Umbruches
gefielen mir sehr.

Dann war es eher ruhig. Der Grund ist mir völlig unklar. Nicht das mich das nicht interessiert hätte. Vielleicht benötige ich aber auch einen Antreiber. Einen Auslöser. Ein erstes Aufwachen aber in eine andere Richtung, war die Schule der Genüsse.

Dann, das Karmesinrote Blütenblatt. Die Geschichte ist in London der Jahre 1875 angesiedelt. Es geht um eine Prostituierte, schon wieder wie bei Nana, und ihrem Verhältnis zu einem Industriellen. Ich halte die Kritiken für überzogen „…besser als Sex“ Time Doch da ist etwas was das Buch ausmacht. Für mich ist es nicht das verruchte. Es sind die Emotionen der Hauptrolle, einer Sugar.

Sie durchleidet in dem Buch die gesamte Spannbreite von abgestumpftheit bis zum Hass, von Egoismus bis zur Aufopferung für ein fremdes Kind, welches Hilfe benötigt um sie selbst zu erkennen.

Das mit weniger Reichtum aber mit Charakter. Ich erinnerte mich an die Bücher von Zola und Balzac. Ich wollte mehr und ich wollte es direkter.

Irgendwo hatte ich von dem Buch „das sexuelle Leben der Catherine M.“ gelesen.
War es in einem Online Bookshop oder in einem Blog. Keine Ahnung. In einer Zeitung war es definitiv nicht, da ich schon seit Jahren keine Tageszeitungen lese. Die Berichterstattung ist mir zu sehr gesponsert, zu einseitig und besonders zu platt.

Ich kann mich aber auch nicht mehr erinnern warum ich mir das Buch gekauft habe. War es die Lust an der Erotik? Wenn ja warum gerade dieses Buch? Ich vermute es war eine Empfehlung von jemanden den ich schätze, da ich sonst nicht viel auf Empfehlungen gebe.

Als ich das Buch in der Hand hatte musste ich an mein erstes Escort Erlebnis denken. Es war in einem Berliner Hotel. Man war ich nervös. Sie hieß Catherine, kam aus Südfrankreich und war von der Ausdruckskraft der deutschen Sprache begeistert … und ich von ihr.

Das Buch von Catherine Millet war für mich wohl der optimale Einstieg in die Welt aktueller erotischer Literatur. Warum? Keine Ahnung. Ich hatte mich beim lesen meist wohl gefühlt. Die Offenheit der Schilderungen hat mich erstaunt.

Viele Erlebnisse sind hinter meinem Erlebnishorizont. Aber fast immer beim lesen war ich leicht erregt.

Am Anfang hätte ich mir manche Formulierung etwas diskreter gewünscht. Ich wurde kurz aus meinem Lesefluss gerissen. Aber es waren genau diese Wörter die notwendig waren, um mich auf die Geschichte der Catherine einzulassen, um den Platz des Beobachters mit dem Platz eines Beteiligten zu wechseln, um in Catherine einzudringen und etwas Interessantes festzustellen. Es gibt viele, zu viele(?) Gemeinsamkeiten. Kann das sein? Die Frage ging mir durch den Kopf. Ich fing an mir Notizen machen.

Catherine sieht nicht die Nacktheit, sondern den Moment des Entblößen als schamhaft an. Die Nacktheit selbst ist angemessen. Wie Recht sie da hat.

Beim Sex geht die Phantasie der Catherine auf Reisen. Das sollte ich wohl nicht meiner Madame erzählen.

Ich hatte aber auch schon Situationen, da fällt mir eine SM Session ein, mit einer so starken Fixierung auf den Partner, das ich über mich selbst erschrocken war. Diese Intensität hatte ich noch nicht beim Vanilla Sex.

Ich dachte, das meine Vorliebe für die Intensität eines langsamen herausziehen und wieder einführen nichts außergewöhnliches ist. Dennoch schildert C. genau das als etwas Intensives, als etwas Besonderes. Sollte es sein, das der Genuss doch nicht so verbreitet ist?

Als es um ihre Empfindlichkeit ging, kam mir gleich in den Sinn, das ich nach jeder Rasur, aus mir unbekannten Gründen extrem empfindlich und laufend stimuliert bin.

Dann habe ich mich wieder erkannt, als es um eine Trennung von Sex und Arbeit ging. Obwohl mir die Phantasie da doch ab und zu einen Streich spielt. Es gäbe da die eine oder andere Phantasie, welche ich aber tunlichst vermeiden werde. … denke ich …

Was sich wie ein roter Faden durch das Buch zog, war die Lust am erzählen. Die Lust am zuhören. Mit einer guten Geschichte kann man leicht Aufmerksamkeit bekommen und langsam, fast unbemerkt, in eine Begierde hinüber gleiten. War es nicht Scheherazade, die mit ihren Geschichten nicht nur gefallen konnte …

Für mich konnten das Catherie recht gut. Ich habe auch ab und zu den Drang, mich über eine Geschichte zu definieren. Leider fehlt mir dazu das notwendige Rüstzeug.

Und immer wieder kamen die Erinnerungen in mir hoch. Die Beschreibungen der Enge, die Schilderungen um die Heimlichkeit. Ich war mir nie ganz sicher ob aber genau das Catherie uchte?
Mich hat das Studentenwohnheim geprägt. Der Sex war eher leise, gedrängt, heimlich und immer spontan. Diesen Kick suche ich wohl immer noch und fast immer komme ich eher leise. Ein stiller Genießer? Vielleicht, vielleicht aber auch nur einstudiert.

Sie zögert nicht sich mir einem anderen Körper einzulassen aber sie mag das Gefühl nicht ein fremdes Handtuch zu benutzen. Wieder sehe ich mich. Wieder frage ich mich ob das denn so abnorm ist, das es einer Schilderung bedarf? Für mich ist diese Empfindung nachvollziehbar.

Handelt es sich doch im ersten Fall um einen Kontakt der sich direkt abspielt, den ich sehe, der mir somit präsent ist doch was ist mir dem Handtuch? Ist es das Unbekannte was hier
tief im Hinterkopf warnt. Hüte dich vor dem was du nicht benennen kannst?

Was mich am Ende des Buches faszinierte war der Konflikt den sie als eine Beschränktheit (Behinderung?) in der Kommunikation empfand. Dem gegenüber stellte sie eine Phantasie, die sowohl in ihrer Vielfalt als auch in der Tiefe ihre Kommunikation – Möglichkeiten übersteigt. Das war mir nie so präsent. Ich glaube aber das genau diese Diskrepanz für mich einer der Gründe
ist, in Foren aktiv zu sein. Wo gibt es sonst die Möglichkeit sich mit seinen Phantasien zu beschäftigen und ein feed back zu bekommen, welches frei von gesellschaftlichen Präventionen ist?

Catherine frönt dem Gruppensex, ist wohl keinem erotischen Abenteuer abgeneigt und bezeichnet sich eher als schüchtern. Zu schüchtern um einen Flirt zu führen. Das lasse ich mal lieber so stehen …

Zum Schluss eine Marotte die Catherine bei sich ausfindig gemacht hat und die ich regelrecht einstudiere. Die Ticks anderer zu übernehmen. Sind es ab und zu einige Formulierungen. Da ist wohl niemand vor gefeit.

Ich liebe aber auch die Gesten, die nonverbale Kommunikation. Ein locker hingeworfenen Piff eines Franzosen, die Geste der Hände eines Italieners beim vabeene oder ein nande einer Japanerin. Die kleinen emotionalen Ausbrüche machen für mich den
Menschen erst zu einem gesellschaftsfähigen Wesen. Sie sind reizvoll und wertvoll und ich liebe es diese Schrullen zu kopieren.

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Nachwort:
Der Text ist Inhalt eines Email. So schön jedoch, so sensibel, spürbar  und nachdenklich,  dass ich ihn gerne für andere zugänglich machen will. Es wäre schade der Worte und Gedanken, sie nicht einem breiterem Publikun zugänglich zu machen. 

Kimi

Ein Gedanke zu „Veröffentlich für „Askme“ – Gedanken die nachdenklich machen

  1. danke Askme,

    danke für deine einfühlsamen Worte, so etwas kann nur ein ganz lieber Mann, mit viel Gefühl und Herz schildern, der mit sich und der Welt zufrieden ist. Du bist ein Liebhaber, der seiner Gespielin viel, viel Glücksgefühl bereiten kann, da Du ertastet und erfühlst, was in ihrem Inneren an Sehnsüchten schlummert und nur aufgeweckt werden will, um SIE zum lodernden Vulkan zu entzünden. Was dann für Dich selbst sehr berauschend und verzaubernd wirkt.

    Danke Kimi, dass Du uns an diesen sensiblen Worten teilhaben läßt.

    MlG
    AH

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